Eine alte Stiftertradition wird fortgeführt

Geistliche aus Schleswig-Holstein spenden für das Kreuzigungsfenster

Schwester Maria Magdalena, Kiel, Pastor Mathias Benckert, Oberkirchenrat, Kiel, und Pastor Jörg Jackisch, Fundraising-Beauftragter in der Bischofskanzlei Schleswig, vor dem Kreuzigungsfenster im Schleswiger Dom
Schwester Maria Magdalena, Kiel, Pastor Mathias Benckert, Oberkirchenrat, Kiel, und Pastor Jörg Jackisch, Fundraising-Beauftragter in der Bischofskanzlei Schleswig, vor dem Kreuzigungsfenster im Schleswiger Dom© Jürgen Rademacher

24. März 2021 von Antje Wendt

Der Schleswiger Dom hat seine wertvollen Glasfenster dem Engagement zahlreicher Stifterinnen und Stifter zu verdanken. Unter ihnen fand sich auch die „Geistlichkeit des Herzogthums Schleswig“, die gemeinsam das farbenfrohe Kreuzigungsfenster oberhalb des Südportals vor fast 130 Jahren finanzierte. Im Rahmen der Domsanierung haben sich jetzt erneut Theologinnen und Theologen gefunden, um diese alte Tradition aufzunehmen und fortzuführen.

Mathias Benckert arbeitet als theologischer Referent im Landeskirchenamt in Kiel, doch seine beruflichen Aufgaben führen ihn immer wieder nach Schleswig. Mit dieser Stadt ist er besonders verbunden, seitdem er hier, vor über zwölf Jahren, als Pastor für die Landesgartenschau die kirchlichen Aktivitäten auf den Königswiesen koordinierte.

Jetzt hat Mathias Benckert es sich zur Aufgabe gemacht, unter seinen Kolleginnen und Kollegen für die Übernahme von Patenschaften für das Kreuzigungsfenster im Schleswiger Dom zu werben. Den Auftakt machte er im letzten Jahr in der Adventszeit: „Ich konnte mich mit einem ersten Schreiben der Weihnachtspost des Bischofs anschließen und so über tausend Pastorinnen und Pastoren erreichen – viele davon sind bereits im Ruhestand“, erzählt der Kieler. „Fast 60 Geistliche haben sich mittlerweile für eine Patenschaft entschieden. Es sind Geistliche, die sich mit Schleswig und dem Dom verbunden fühlen, beispielsweise, weil sie hier gewirkt haben oder hier ordiniert wurden“.

Besonders freue er sich, dass auch katholische Geistliche auf ihn zugekommen seien, um eine Patenschaft zu übernehmen, berichtet Mathias Benckert. Eine von ihnen ist Schwester Maria Magdalena vom Gästekloster „Haus Damiano“ in Kiel. Sie bringt mit ihrem Engagement ihre Verbundenheit zum Dom zum Ausdruck und zeigt sich begeistert von dem frischen Erscheinungsbild des Fensters: „Wenn das Licht der Sonne hindurchstrahlt, zeigt sich die Schönheit des Fensters ganz besonders“, schwärmt sie.

Bischof Gothart Magaard freut sich über die Initiative von Mathias Benckert und weiteren Pastorinnen und Pastoren: “Seit Jugendtagen verbinde ich sehr viele Erinnerungen mit dem Dom. Ich war beispielsweise Mitglied in der Jugendkantorei und im Chor. Heute sind es Konzerte, Gottesdienste, die Lichtreise oder der Altar, die den Dom für mich zu etwas Besonderem  machen. Es war daher eine Selbstverständlichkeit, auch Pate für dieses Fenster zu werden“.

Unter den Schenkungen des 19. Jahrhunderts sticht das Kreuzigungsfenster besonders heraus: „Gestiftet von der Geistlichkeit des Herzogthums Schleswig“ heißt es in der Inschrift im Glas. Am 20. Januar 1893 hatte der Schleswiger Generalsuperintendent Theodor Kaftan im „Kirchlichen Gesetz und Verordnungsblatt“ die Geistlichkeit des Herzogtums Schleswig zu Spenden für ein Fenster aufgerufen. Mit der Stiftungssumme von 2.002 Mark und 35 Pfennigen wurde das Kreuzigungsfenster damals finanziert. Das Fenster wurde vom Königlichen Institut für Glasmalerei in Berlin-Charlottenburg nach einem Motiv von Albrecht Dürer erstellt. Mit dem Auferstehungsfenster gleich daneben bildet es ein Fensterpaar und zählt mit seinen vielen Figuren zu den schönsten Darstellungen im Dom. „Kreuzigung und Auferstehung Jesu Christi stehen im Zentrum des christlichen Glaubens. Es ist also kein Zufall, dass diese beiden Motive so prominent und gut einsehbar oberhalb des Südportals platziert sind“, erläutert Benckert.

Beide Fenster sind wie viele andere mittlerweile restauriert und wieder eingebaut, so dass sie ab Öffnung des Doms Ende Mai in neuer Pracht und Klarheit zu besichtigen sind. Mathias Benckert hofft derweil, dass es ihm gelingt, weitere Geistliche als Paten für das Kreuzigungsfenster zu gewinnen und die Finanzierung damit zu sichern. Und gemeinsam mit Bischof Magaard freut er sich darauf, mit allen Spenderinnen und Spendern, wenn es soweit ist, im Schleswiger Dom die erfolgreiche Fortsetzung der Stiftertradition zu feiern.