Seit fast vierzig Jahren als Restauratorin am Dom

Mit Herzblut für den Schleswiger Dom

Ursula Lins ist Diplom-Restauratorin. Sie ist bestens mit den Objekten im Dom vertraut.
Ursula Lins ist Diplom-Restauratorin. Sie ist bestens mit den Objekten im Dom vertraut.© Antje Wendt, Nordkirche

22. Juni 2023 von Antje Wendt

Als freiberufliche Diplom-Restauratorin ist Ursula Lins mit vielen Kirchenobjekten im Norden des Bundeslandes vertraut. Regelmäßig ist sie auch im Dom anzutreffen, um sich um die dortigen Ausstattungsgegenstände zu kümmern. Kein Wunder, dass sich kaum ein anderer Mensch so gut mit ihnen auskennt. Zusätzlich engagiert sich Ursula Lins im Kirchengemeinderat, im Lektorenkreis und im St. Petri-Domverein. Im Interview erzählt sie von ihrer Arbeit im Dom:

Seit wann sind Sie im Dom tätig und was war Ihr erster Auftrag?

Ich bin seit fast 40 Jahren für den Schleswiger Dom tätig. Ich bin direkt nach meiner Ausbildung bzw. nach meinem Diplom nach Schleswig gekommen und habe hier Anfang 1985 als Restauratorin begonnen. Mein erstes Objekt war der sog. Bordesholmer Altar. Meine Arbeit im Dom ist aber nicht zu denken ohne meine Team-Kollegin und Freundin Uta Lemaitre, die mit mir das Restauratorenteam Schleswig bildet.

Um welche Arten von Objekten kümmern Sie sich?

Ich kümmere mich um alles, was aus Holz oder Leinwand ist. Neben dem Bordesholmer Altar sind fast alle Epitaphien aus Holz von uns restauriert worden, sämtliche Altäre, fast alle Holzskulpturen. Dazu kommt die Restaurierung vieler Leinwandgemälde samt ihrer aufwändigen Zierrahmen, z.B. beim Ungläubigen Thomas. Zusammen sind das mindestens 30 Objekte im Laufe dieser vielen Jahre. 

Was ist der Leitfaden bei Ihrer Arbeit?

Restaurieren heißt nicht wieder neu machen! Es gilt, das zu bewahren, was da ist – mit vielen Veränderungen, die die Ausstattung über die Jahrhunderte erfahren hat. Denn das gehört auch zur Geschichte eines Kunstwerkes, genauso, wie wir Falten haben.

Haben Sie besondere Sorgenkinder? 

Der Bordesholmer Altar ist schon das größte Sorgenkind, weil er so filigran ist und leider so schnell wieder verstaubt. Wir reinigen ihn alle fünf bis acht Jahre. Viel lieber wäre es mir, es wäre nur alle 20 Jahre nötig, weil jede Abnahme von Staub- und Schimmel-auflagen eine Belastung ist. Bei jeder Bearbeitung kommt man ihm ja sehr, sehr nahe. Das ist alles kleinteilig, das Holz 500 Jahre alt und entsprechend spröde. Deshalb wäre es besser, ihn nicht zu berühren, aber das geht eben nicht bei einer solchen Maßnahme.

Werden Sie jemals fertig sein im Dom? 

Nein, niemals. Wir denken gerade mit dem Landeskirchenamt und dem Denkmalamt über einen Wartungsvertrag nach, so dass wir kontinuierlich kontrollieren und kleinere Schäden sofort beheben könnten. Ziel ist es, weiteren Verfall zu verhindern oder zu verlangsamen.

Der Dom ist ja saniert worden, haben Sie seitdem eine Veränderung bemerkt?

Wir sind gerade in einem interdisziplinären Team dabei, die klimatischen Veränderungen im Innenraum nach der Sanierung zu beobachten, zu dokumentieren und zu analysieren.

Was war Ihr Lieblingsauftrag?

Ich liebe das Cypraeus-Epitaph, weil seine Originalbemalung ganz überwiegend erhalten ist und es ein ganz ungewöhnliches Motiv in seinem zentralen Gemälde aufweist, die Himmelfahrt Elias´. Und für mich als Restauratorin sind die Veränderungen an der Bema-lung durch Schwärzung der Silberauflagen und Ausbleichen von Farblacken interessant.

Vielen Dank für das Interview.