Bischof Magaard: „Zu Pfingsten öffnen sich verschlossene Türen."

Pfingstgottesdienst im Schleswiger Dom

05. Juni 2020 von Antje Wendt

Einen Pfingstgottesdienst auf einer Baustelle zu feiern, mit verdunkelten Fenstern, mit eingerüstetem Altar und verhüllter Orgel, mit Abstands- und Hygieneregeln und ohne Singen – keine leichten Voraussetzungen, um nach fünfmonatiger Schließung des Schleswiger Domes einen festlichen Auftakt zu gestalten. Doch schon vorab wurde deutlich, dass dies ein besonderer Gottesdienst werden sollte, denn kurz vor zehn begannen die Kirchenglocken des Domes zu läuten und luden so zum Gottesdienst ein.

Tontechniker Rüdiger Arp hatte dazu einen Lautsprecher in den nördlichen Treppenturm am Chor getragen und sorgte mit einer Originalaufnahme des Geläutes für den authentischen Klang. Die erste Aufgabe des Küsterteams vor Beginn war es, den Gottesdienstbesucherinnen und –besuchern die Hände zu desinfizieren und Namen und Adressen aufzunehmen. Im Inneren Domes gab es auf den Bänken des Hauptschiffes sorgfältig abgemessen Markierungen für die Gäste, so dass am Ende alle ca. 50 Besucher gut Platz fanden. Dass es auf den kahlen Holzbänken Polster ein wenig kühl war, war auch den Hygieneregeln geschuldet: Ohne die Polster lassen sich die Bänke einfacher desinfizieren, erklärte Pastorin Lasch-Pittkowski während der Liturgie. Auch sie und Bischof Magaard waren wie alle Beteiligten darauf bedacht, den richtigen Abstand zu bewahren. In seiner Predigt bezog er sich auf die Pfingstgeschichte und zog eine Parallele zwischen der langen Zeit der Isolierung und der Wartezeit der Jüngerin und Jünger. Er sagte: „Zu Pfingsten öffnen sich verschlossene Türen. Verschlossene Türen können abweisend wirken und Menschen isolieren. Angelehnt an die Pfingstgeschichte bieten sie bisweilen einen Raum, in dem Neues entstehen kann. Manchmal braucht es Zeit, dass der Geist Gottes wirken kann. Dann aber zeigt er sich als eine Kraft, die Menschen aus der Vereinzelung führt und in Bewegung setzt.“
Gemeinsam mit Rainer Selle musizierten sein Sohn Samuel Selle am Cello und Annegret Fischer an der Blockflöte. Als Programm hatte der Domkantor mehrere Bach-Sonaten ausgesucht. Ergänzt durch ein Quartett aus Sängerinnen und Sängern der Domkantorei, das Christina Selle leitete, gelang es ihnen, eine festliche Atmosphäre in den Dom zu zaubern. Dass dabei das Sonnenlicht durch die frisch restaurierten Glasfenster schien und den Innenraum erleuchtete, unterstrich den besonderen Glanz des Gottesdienstes. Trotz aller Befangenheit, die sich hinter den Schutzmasken bemerkbar machte, überwog die Erleichterung und Dankbarkeit, dass jetzt wieder Gottesdienst im Dom möglich ist.