Andacht zur Vorstellung des „Kunst am Bau“-Projekts

Schleswiger Dom erhält ein „Friedens- und Versöhnungsfenster“

Farbbestimmung der Einzelgläser durch den Werkstattleiter
Farbbestimmung der Einzelgläser durch den Werkstattleiter© Glaswerkstatt Schneemelcher

17. Juni 2022 von Antje Wendt

Schleswig. An der Südseite des Hohen Chores im Schleswiger St. Petri-Dom befand sich bis vor kurzem ein Fenster, das im Gegensatz zu den übrigen farbenfroh gestalteten 33 Glasfenstern steht: Dieses Fenster entstand 1936 und wurde mit Rücksicht auf die Ausleuchtung des berühmten Bordesholmer Altars aus reinem Milchglas gefertigt. Als „Kunst am Bau“-Projekt wird dieses Fenster nun in diesen Tagen ebenfalls eine künstlerische Gestaltung erhalten.

Andacht zu Vorstellung des Fensters

Bei einer Andacht im Schleswiger Dom am Sonntag (26. Juni) um 18 Uhr werden Gothart Magaard, Bischof im Sprengel Schleswig und Holstein der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland (Nordkirche), und Pastorin Birgit Johannson (Kirchengemeinde Schleswig) das neue Fenster vorstellen. Die Künstlerin Annegrete Riebesel wird im Anschluss für Fragen zu ihrem Entwurf zur Verfügung stehen.

Bischof Gothart Magaard: „Ausgehend von der wechselvollen Geschichte in der deutsch-dänischen Grenzregion sollten mit dem Entwurf neue Zugänge zu den Themenfeldern „Krieg und Frieden“, „Gewalt und Versöhnung“ sowie „Rassismus und Menschenwürde“ angeregt werden. Dieser Themenkomplex hat nun so plötzlich und heftig an Brisanz und Aktualität gewonnen. Ich wünsche mir, dass das Fenster in zweierlei Hinsicht seine Wirkung entfalten wird: als Mahnung wie auch als Dank für den Frieden“.

Das neue Fenster

Das Konzept der Künstlerin Annegrete Riebesel konnte die Jury bei dem ausgelobten Wettbewerb am meisten überzeugen. Ihr Fensterentwurf steht in einem ruhigen Kontrast zum Altar, zu den Gewölbemalereien und den historischen Fenstern. Durch reduzierte Formen, Ornamente und Symbole, die in ein grafisches Liniennetz eingebunden sind, erweckt Riebesel Anklänge an das Thema Frieden und Versöhnung und gibt den Betrachtenden Spielraum für eigene Assoziationen. Kleine Stücke aus farbigen Strukturgläsern setzen brillante Leuchtpunkte und treten funkelnd aus der Fensterfläche hervor.

Die Herstellung

Die Herstellung des neuen Fensters lag in den Händen der Glaswerkstatt Schneemelcher aus Quedlinburg. Vom Entwurf bis zum fertigen Fenster sind dabei eine ganze Reihe von Arbeitsschritten erforderlich, die jeweils von der Glaskünstlerin begleitet und begutachtet wurden.

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Zuschnitt von Einzelglaesern mit Struktur- und UEberzugsmalerei© Glaswerkstatt Schneemelcher

Jedes der insgesamt 30 Bleifelder, aus denen sich das fertige Fenster zusammensetzt, besteht aus 80 Einzelgläsern, so dass 240 Fenstersegmente von Hand zugeschnitten werden mussten.

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Schablonen für den Zuschnitt der Glassegmente© Glaswerkstatt Schneemelcher

In einem ersten Schritt entstanden zunächst die 1:1-Schablonen für den Zuschnitt der einzelnen Fenstersegmente. Das Material besteht aus verschiedenfarbigen, mundgeblasenen Überfang-Echtantikgläsern.

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Herstellung eines Friedensfensters für den Dom - die Farbbestimmung von Einzelgläsern© Glaswerkstatt Schneemelcher

Dieses Material wird aus mehreren Glasschichten gefertigt und weist eine besonders schöne Lichtbrechung auf. Bevor die Einzelsegmente mit Blei zusammengesetzt wurden, erhielten sie eine Struktur- sowie Überzugsmalerei, die im Brennofen bei 630° eingebrannt wurde, um Witterungsbeständigkeit und Langlebigkeit zu erreichen. Der Einbau des neuen Fensters erfolgt ab 21. Juni 2022.

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Der Zuschnitt von Einzelglaesern aus UEberfangfarbglastafel© Glaswerkstatt Schneemelcher

Die Künstlerin

Annegrete Riebesel ist als freischaffende Künstlerin in Halle tätig. Einen Großteil ihrer Ausbildung hat sie an der Hochschule für Kunst und Design Burg Giebichenstein/Halle in der Fachrichtung Malerei/Grafik/Glasgestaltung erhalten. Frau Riebesel ist Mitglied im Berufsverband Bildender Künstler Sachsen-Anhalt. Ihre Tätigkeitsschwerpunkte sind Glasfenster, die sie überwiegend für Kirchen- und Andachtsräume aber auch für den privaten Bereich gestaltet.